Wachstum
Was macht eine Kirche, wenn sie Angst hat, auszusterben? Sie trifft Entscheidungen. Was soll die Zielgruppe sein? Und dann versucht sie, sich attraktiv zu machen.
Die Diözese Bristol hat eine Entscheidung getroffen: Um in der Zukunft noch zu existieren, will sie die jungen Leute erreichen. Und sie hat ihre Strategie ganz darauf ausgerichtet. Die Webseite erscheint modern und ansprechend - und es gibt ein stylisches Video, das die Diözese vorstellen soll. Schau's dir an, ich finds echt superspannend:
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=4397OxuIdqc
Die Diözese verspricht: Kirche ist nicht eine Sache der Alten! Ein ambitioniertes Versprechen! So sind in dem Video Schlagworte wie "sensing a change", "Growing in numbers" unterlegt mit Bildern von alten Menschen und von Kirche wie sie traditionell mal war.
Und noch eine Frage stellt das Video: Ist Kirche ein Unternehmen, das ein Produkt verkauft? Das in Konkurrenz zu anderen Anbietern steht und auf eine möglichst positive Außenwirkung bedacht sein soll? Um ehrlich zu sein haben das, was da vorgestellt wird, und das, was ich in St Anne's erlebe, nicht sehr viel miteinander zu tun. Statt Wachstum hat die Gemeinde in den letzten Jahren Mitglieder verloren (durch Tod an Altersschwäche...). Und in den vier Kirchen meiner partnership wird auf lange Sicht eine ganze Pfarrstelle gestrichen werden.
Klar ist Wachstum wünschenswert. Aber es ist weit davon entfernt, in dem Maße Realität zu sein wie die Diözese suggeriert.
Und die Gemeindeglieder in St Anne's? Viele von ihnen haben keinen Internetzugang, wollen gar nicht, dass sich alles verändert und fühlen sich von der neuen "jungen" Strategie der Diözese abgehängt.
Wir haben seit Jahren ein Loch in der Decke im Gemeindesaal, Feuchtigkeit in den Wänden und Schimmel in der Sakristei. Manche andere Gemeinden im Zentrum, die scheinbar jung und frisch sind, werden von Dekanat und Diözese finanziell ordentlich unterstützt, um sich ansprechend renovieren zu können.
Manche meiner Gemeinde haben den Eindruck bekommen, dass wir der Kirche im Vergleich egal sind, dass sie sogar vielleicht ganz froh ist, wenn St Anne's zugesperrt wird.
Ich glaube nicht, dass das stimmt, aber verstehen kann ich die Befürchtungen mittlerweile.
Neben "growing in numbers" steht in dem Video "growing in commitment", und ich bin überzeugt, dass diesem Teilsatz eine zentrale Bedeutung zukommt. Ich hab gestern mit meinem Noch-Dekan Mat ein wirklich tolles Gespräch darüber geführt, wie schade es doch ist, dass er nur an zweiter Stelle steht. Menschen in die Kirche bringen - ja, aber wozu? Wenn es uns so verzweifelt darum geht, nicht zahlenmäßig in der Versenkung zu verschwinden, ist die Gefahr groß zu vergessen, wer wir sind! Gutes tun für Obdachlose, Kranke Alte - es ist so wichtig, aber das machen auch andere Organisationen. Hüpfburgen und Kinderschminken - das zieht Leute aus der Umgebung an, aber es zeigt noch nicht wer wir sind!
"We are very good at doing good, but we are not good at doing God!"
Die Beziehung zu Gott zu stärken, das finde ich das allererste Ziel für die Zukunft. Und das bedeutet erstmal, mit den Menschen zu arbeiten, die schon da sind. Wie können wir aus dem Glauben leben?
Wenn Kirche eine GLAUBENSgemeinschaft ist, dann handelt sie, weil sie einen Grund hat! Das passiert in St. Anne's. Diese Menschen haben etwas zu sagen - und etwas zu geben. Und das wird eine viel größere Außenwirkung haben als so manche kommerzialisierte Wachstumsstrategie. Deshalb bin ich so gerne mit diesen Menschen zusammen. Und deshalb macht es mir solchen Spaß hier!
Die Diözese Bristol hat eine Entscheidung getroffen: Um in der Zukunft noch zu existieren, will sie die jungen Leute erreichen. Und sie hat ihre Strategie ganz darauf ausgerichtet. Die Webseite erscheint modern und ansprechend - und es gibt ein stylisches Video, das die Diözese vorstellen soll. Schau's dir an, ich finds echt superspannend:
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=4397OxuIdqc
Die Diözese verspricht: Kirche ist nicht eine Sache der Alten! Ein ambitioniertes Versprechen! So sind in dem Video Schlagworte wie "sensing a change", "Growing in numbers" unterlegt mit Bildern von alten Menschen und von Kirche wie sie traditionell mal war.
Und noch eine Frage stellt das Video: Ist Kirche ein Unternehmen, das ein Produkt verkauft? Das in Konkurrenz zu anderen Anbietern steht und auf eine möglichst positive Außenwirkung bedacht sein soll? Um ehrlich zu sein haben das, was da vorgestellt wird, und das, was ich in St Anne's erlebe, nicht sehr viel miteinander zu tun. Statt Wachstum hat die Gemeinde in den letzten Jahren Mitglieder verloren (durch Tod an Altersschwäche...). Und in den vier Kirchen meiner partnership wird auf lange Sicht eine ganze Pfarrstelle gestrichen werden.
Klar ist Wachstum wünschenswert. Aber es ist weit davon entfernt, in dem Maße Realität zu sein wie die Diözese suggeriert.
Und die Gemeindeglieder in St Anne's? Viele von ihnen haben keinen Internetzugang, wollen gar nicht, dass sich alles verändert und fühlen sich von der neuen "jungen" Strategie der Diözese abgehängt.
Wir haben seit Jahren ein Loch in der Decke im Gemeindesaal, Feuchtigkeit in den Wänden und Schimmel in der Sakristei. Manche andere Gemeinden im Zentrum, die scheinbar jung und frisch sind, werden von Dekanat und Diözese finanziell ordentlich unterstützt, um sich ansprechend renovieren zu können.
Manche meiner Gemeinde haben den Eindruck bekommen, dass wir der Kirche im Vergleich egal sind, dass sie sogar vielleicht ganz froh ist, wenn St Anne's zugesperrt wird.
Ich glaube nicht, dass das stimmt, aber verstehen kann ich die Befürchtungen mittlerweile.
Neben "growing in numbers" steht in dem Video "growing in commitment", und ich bin überzeugt, dass diesem Teilsatz eine zentrale Bedeutung zukommt. Ich hab gestern mit meinem Noch-Dekan Mat ein wirklich tolles Gespräch darüber geführt, wie schade es doch ist, dass er nur an zweiter Stelle steht. Menschen in die Kirche bringen - ja, aber wozu? Wenn es uns so verzweifelt darum geht, nicht zahlenmäßig in der Versenkung zu verschwinden, ist die Gefahr groß zu vergessen, wer wir sind! Gutes tun für Obdachlose, Kranke Alte - es ist so wichtig, aber das machen auch andere Organisationen. Hüpfburgen und Kinderschminken - das zieht Leute aus der Umgebung an, aber es zeigt noch nicht wer wir sind!
"We are very good at doing good, but we are not good at doing God!"
Die Beziehung zu Gott zu stärken, das finde ich das allererste Ziel für die Zukunft. Und das bedeutet erstmal, mit den Menschen zu arbeiten, die schon da sind. Wie können wir aus dem Glauben leben?
Wenn Kirche eine GLAUBENSgemeinschaft ist, dann handelt sie, weil sie einen Grund hat! Das passiert in St. Anne's. Diese Menschen haben etwas zu sagen - und etwas zu geben. Und das wird eine viel größere Außenwirkung haben als so manche kommerzialisierte Wachstumsstrategie. Deshalb bin ich so gerne mit diesen Menschen zusammen. Und deshalb macht es mir solchen Spaß hier!
Tina_in_Bristol - 19. Jun, 22:31
Long live St Annes