Die sichtbare Einheit
Und wieder ein neuer Abschnitt. Seit Sonntag bin ich offiziell vom Bischof dazu beauftragt, die Gemeinde St. Anne’s zu leiten.
Unser gemeinsames Thema am Anfang meiner Zeit hier ist es, herauszufinden, wie ich als Lutheranerin hier arbeiten kann, soll und will.
Heute habe ich meine erste Eucharistiefeier geleitet, inklusive Austrinken des Restweins – wo es geht, versuche ich, Rücksicht zu nehmen auf die Traditionen der Gemeinde. An anderer Stelle aber bin ich eben doch anders: Carlas Kommentar nach der Feier war: „Du wirst im Kirchenvorstand erklären müssen, warum du kein Messgewand trägst.“ – Naja, ich erkläre ja gern.
Es gibt keinen Zweifel – dass ich hier sein kann, dass ich hier als vollwertige Pfarrerin anerkannt bin, ist etwas ganz besonderes. Ich lese im Meißen-Agreement, dem Dokument, dass die lutherische und die anglikanische Kirche in den 80er Jahren unterschrieben haben:
… In einer gefallenen Welt sind wir verpflichtet, nach der "vollen, sichtbaren Einheit" des Leibes Christi auf Erden zu streben. (…) Ständig ergreifen [wir] neue Möglichkeiten, mit denen [diese volle, sichtbare Einheit] in Worten und im Leben bekundet werden kann. Jede Erfahrung von Einheit ist eine Gabe Gottes und ein Vorgeschmack und Zeichen des Gottesreiches.
Dass ich hier bin, ist ein solches Zeichen der sichtbaren Einheit. Die Kirche, die sich auf Jesus Christus beruft, gehört weltweit zusammen. Und ich fühle mich geehrt, eine sichtbare Verbindung zu sein.
Ich finde es ein wunderbares Zeichen dieser Einheit, wie bunt all meine lieben Kollegen und ich zusammen auf dem Foto aussehen.
Ich fühle mich mittendrin.
Tina_in_Bristol - 3. Apr, 00:55
Dieser Pessimismus, auf den man dann einen Optimismus aufpfropfen darf...