Dienstag, 29. Juli 2014

Der Gazakrieg in Bristol

blindbbc
Einmal mehr sind Israel und Palästina in aller Munde. Einmal mehr schütteln Menschen ihre Köpfe, zucken resigniert die Achseln angesichts der Kriegsbilder in den Nachrichten.

Aber gibt es einen Unterschied zwischen Reaktionen in Deutschland und in England?
Ich glaube schon.

Ich hätte ja nicht gedacht, dass der Nahostkonflikt hier in England überhaupt emotional aufgenommen wird.
Traditionell ist er ja ein Thema, das damit in diversen Gottesdiensten immer wieder Anlass zu Gebeten gibt. So auch in St. Anne’s.

Trotzdem ist mir der christlich unaufgeklärte Standpunkt, dass von „Israel“ in der Bibel ja sehr häufig die Rede ist, und dass die Israelis als das erwählte Volk deshalb von uns Christen unterstützt werden müssten, zum Glück nur indirekt begegnet.

BBC-blockade
Im Gegenteil empfinde ich die Stimmung hier sehr viel propalästinensischer als in Deutschland.
Im BBC werden (mehr noch als in der ARD!) die schockierenden Bilder von toten Kindern ausgebreitet und die Opfer melodramatisch geradezu zur Schau gestellt.

Trotzdem (oder gerade weil sie diese „Ausrede“ hätten), gibt es einen großen Teil v.a. junger Bristoler, die die BBC anklagen, einseitig zu berichten. Man stelle die Palästinenser im Gazastreifen als Terroristen dar, die im besten Falle selbst schuld an dem Bombardement Israels sind. Man müsse die Palästinenser doch aufgrund ihrer Geschichte verstehen. Und gerade diese werde in den Medien verschwiegen, genauso wie die aktuelle Situation der Palästinenser: People don’t even understand that it’s a military occupation that Palestinians are subject to. They don’t know about the economic blockade, they don’t know about the consequences of that on Palestinian life.” (so Greg Philo, Professor of Communications and Social Change at Glasgow University auf http://www.palestinecampaign.org)

Von einem Volk, das in einer der unfruchtbarsten Gegenden der Welt zusammengepfercht, eingesperrt und von der Versorgung mit Wasser, Strom und Essen abgeschnitten wird, könne man ja nichts anderes erwarten, als Protest.

Dies verschweige die BBC. Sie berichte einseitig, denn sie wolle vermutlich vermeiden, von Israel angeklagt zu werden.

Es gibt einige Demonstranten, die deshalb das BBC Hauptquartier in Bristol seit ca. einer Woche mit Zelten belagern. Mir drängt sich der Verdacht auf, irgendwann geht es dann doch nur noch in zweiter Linie um die Sache selbst. Dann steht das Gemeinschaftsgefühl im Vordergrund. Eine kuriose Gruppe von Menschen, bestehend aus Linken, Moslems und dem ein oder anderen Antisemiten, hat plötzlich ein gemeinsames Ziel: nämlich den Protest.

freepalestine
Ich selbst versuche mich sehr zurückzuhalten.

Ich lese die Plakate: “Free Palestine!” Und ich stelle mir die Frage was dieser Slogan, der sich so sehr nach Freiheit anhört, eigentlich bedeutet. Ist das denn eine unbedenkliche Botschaft? Ein Ziel, das langfristig zum Frieden führen wird?

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

humour
Super Text : Freundlichkeit und Humor sind echt sehr...
papamichael - 15. Sep, 20:56
die deutsche Vergangenheit
Es ist schon seltsam wie unerwartet sich manche Dinge...
Tina_in_Bristol - 15. Sep, 16:50
Froh zu sein bedarf es...
Nach einem halben Jahr in England möchte ich eines...
Tina_in_Bristol - 15. Sep, 16:02
free palestine?!
ist nicht das ganze Gebiet Palästina! So sollte man...
papamichael - 11. Aug, 08:59
Der Gazakrieg in Bristol
Einmal mehr sind Israel und Palästina in aller Munde....
Tina_in_Bristol - 29. Jul, 13:34

Links

Suche

 

Status

Online seit 3700 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Sep, 20:56

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren